Zeitungsbericht Wasserkoog

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Tetenbüll: Wasserkoog feiert seine Geschichte

vom

400 Jahre Wasserkoog: Bei schönem Spätsommerwetter zieht es viele Gäste in den Tetenbüller Ortsteil zu Flohmarkt und Dorfspaziergang. 

Ein besonderes Jubiläum feierten die Einwohner des Wasserkoogs, denn der heutige Ortsteil der Gemeinde Tetenbüll entstand vor 400 Jahren rund um ein neu eingedeichtes Spülbecken an der Eiderstedter Nordküste. Aus diesem Grund hatten etliche der rund 250 Koogbewohner ihre Durchgangsstraße in eine bunte Flaniermeile verwandelt. Zahlreiche Stände in den Vorgärten der idyllisch gelegenen Anwesen luden zum Gucken, Kaufen und Genießen ein.

Groß war das Interesse von Einheimischen und Touristen an einer Ausstellung von Fotos und Dokumenten aus der Zeit von der Eindeichung des Koogs im Jahr 1617 bis in die Gegenwart, die Reimer Kölling zusammengestellt hat. Dazu verwendete er Aufnahmen des Eiderstedter Fotografen Ernst Payens aus den 1930er Jahren, die das Nordfriisk Instituuts zusammen mit Skizzen und Zeichnungen des Deich- und Sielbaus zur Verfügung gestellt hatte. Aus neuerer Zeit stammen Aufnahmen von Henrik Busse sowie aus dem eigenen Fundus. Gegliedert war die Dokumentation „Veerhundert Johr achter Slüüs und Dieken“ in die Themen Häuser, Schleuse, Leute und sogar Hollywood, denn mehrfach diente der Ort als Kulisse für Filme. Plattdeutsche Gedichte von Dieter Staacken rundeten die Präsentation ab.

Zu den aufmerksamen Betrachtern gehörte auch Karl-Heinz Meyer, der von 1940 bis 1952 seine Jugend in dem früheren Zollhaus verbracht hatte. Er entdeckte auf einem Foto seinen Vater, wie der als Grenzbeamter im Hafen einen Fischkutter kontrollierte.

An dieser Anlegestelle am jetzigen Binnendeich hatte André Schäfer als Besitzer der früheren Gastwirtschaft „Tante Lieschen“ seinen Obstgarten in einen Spiel- und Grillplatz verwandelt. Dort herrschte reges Treiben, denn die Freiwillige Feuerwehr hatte eine Hüpfburg aufgebaut und startete mit einem Löschfahrzeug zu Dorfrundfahrten. Auf dem Areal machten auch die Teilnehmer eines Dorfrundgangs mit Jakob Claußen und Uwe Cornils Station. „Hier war ab etwa 1850 ein Umschlagplatz für Viehtransporte, zunächst nach England und später von den Inseln zum Festland“, sagte Claußen. Der Hafenbetrieb endete mit dem Bau eines vorgelagerten neuen Seedeichs im Jahr 1968. Außerdem erfolgte über den Hafen die Einfuhr von Kohle, mit der nicht nur geheizt, sondern auch die Wasserkuhlen, die früher zu jedem Grundstück gehörten, ausgebrannt wurden. „Das verhinderte das Versickern des kostbaren Regen- sowie das Eindringen des Salzwassers“, erläuterte Cornils. Im weiteren Verlauf umrundete die Gruppe den Spülkoog entlang eines Sielzugs, an dessen Ufer neue Besitzer aus teilweise schlichten Häusern prächtige Anwesen geschaffen haben. Dabei kamen sie auch an eine Stelle, an der das frühere Bollwerk 1962 bei einer Sturmflut gebrochen war.

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Zurück im Ortskern empfing die Besucher dezente Tanzmusik aus den 1920er Jahren. Die Töne stammten von einem Grammophon der gleichen Epoche, auf das Gesine Judjahn Schellackplatten aus jener Zeit auflegt. Etwas lauter und vertrauter erklang die Folk- und Bluesmusik der Gruppe JugWater. Vor seinem Haus erntete Bandleader Matthias Uhing zusammen mit Raimund Behrend und Kurt Riggert viel Applaus. An gleicher Stelle hatte das Trio vor 13 Jahren den ersten gemeinsamen Auftritt.

Schräg gegenüber demonstrierte Dachdecker Thomas Bruhn wie ein Reetdach mit selbst gefertigtem Handwerkszeug gedeckt wird. Dazwischen gab es Stände mit Trödel, Kunst, Schmuck, Antiquitäten und Filzwaren. Der Spinnerin Monika Langhans konnte man bei der Arbeit zusehen. Selbstgestricktes bot Marianne Tonat vom Tetenbüller Strickkreis an, und ihr Mann Karl-Heinz stellte Holzarbeiten aus. Den Erlös spenden sie den heimischen Boßlern. Beeindruckt von dem Geschehen zeigten sich Bürgermeister Thomas Lorenzen und Pastorin Silke Wittmaack. Ihr gefiel die Atmosphäre so gut, dass sie ihren geplanten Kurzbesuch auf Stunden ausdehnte. Ein zufriedenes Fazit zog Joachim Gustafsson vom Organisationsteam zum Ausklang des Tages. Er dankte allen Mitwirkenden.

     
   
 




 

 

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